50JahreJahrestage50 Jahre Jahrestage

»Lange Wellen treiben schräg gegen den Strand, wölben Buckel mit Muskelsträngen, heben zitternde Kämme, die im grünsten Stand kippen.«

Am 20. August 1967 lässt Uwe Johnson das Erzählen aus dem Leben von Gesine Cresspahl beginnen. Das ist jetzt 50 Jahre her.
Der Suhrkamp Verlag begeht dieses Jubiläum mit einer Sonderseite zu den Jahrestagen inklusive verschiedener Informationen zum Roman und seinem Autor.
Vor allem aber findet sich hier ein einmaliges Angebot: Man kann sich den ersten Monat des vierbändigen Romans Tag für Tag kostenlos per E-Mail zuschicken lassen. Außerdem werden bis zum 31. Oktober 2017 drei Jahrestage-Schuber mit der Jahrestage-DVD verlost. Bequemer kann Literatur nicht ins Haus geliefert werden!

Für alle, denen das noch nicht genug ist oder die sich lieber vorlesen lassen: Alle Kapitel lassen sich nach wie vor auf dieser Seite anklicken und nachhören.


100 Stunden – ein »Unendliches Spiel«

Wir sind auf jeden Fall gespannt und werden auch mitlesen. Immerhin sind wir nach 1.891 Seiten »Jahrestage« und 72 Stunden, 17 Minuten und 46 Sekunden Lesezeit in der Übung und gespannt, ob die Ankündigung wirklich in die Tat umzusetzen ist, »Das größte Hörspiel aller Zeiten« zu sein.


 

»Geschichte ist ein Entwurf«

IMG_8745_bearbEs ist Donnerstag, der 20. August 2015, um 9:21 Uhr – Antje Simon liest auf Radio LOHRO den letzten Satz aus Uwe Johnsons Jahrhundertroman Jahrestage: »Wir hielten einander an den Händen: ein Kind; ein Mann unterwegs an den Ort wo die Toten sind; und sie, das Kind das ich war.« Eine Geschichte über 1.891 Seiten geht zu Ende, aber auch ein Projekt, dessen Realisierung vor zwei Jahren noch skeptisch betrachtet wurde.
Auf den Tag genau vor 24 Monaten präsentierte Prof. Holger Helbig, Inhaber der Uwe Johnson-Professur an der Universität Rostock, in der anderen Buchhandlung in Rostock das tollkühne Vorhaben, ab dem 20. August 2014 über ein Jahr hinweg täglich ein Kapitel aus den Jahrestagen des Mecklenburger Autors im Radio und auf einer Projekthomepage ausstrahlen zu wollen. Es war der Startschuss für das Projekt »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage«; zwei Jahre später ist es vollbracht: Mit Antje Simon haben alle 368 Leser ihr Kapitel vorgetragen.

Ganze 260.266 Sekunden Johnson gingen damit in den vergangenen zwölf Monaten über den Äther, rechnen Stefanie Kohl und Paul Onasch auf der Abschlussveranstaltung am Donnerstagabend im Arno-Esch-Gebäude der Universität Rostock vor. Beide zeichnen sich seit mehr als zwei Jahren für die Organisation des Mammutprojekts verantwortlich und blicken vor mehr als 100 Lesern, Hörern und Sponsoren auf 61 Studiotermine, vor allem aber auf 368 moderierte Jahrestage-Kapitel zurück. Sie bieten einen Einblick, aus welchen Beweggründen sich die Leser für ein Kapitel entschieden, welcher beruflichen Tätigkeit die Leser nachgehen, aber auch wer die jüngsten und ältesten Leser sind. Und auch eine Umrechnung der gesendeten Sekunden haben sie parat: Gut 72 Stunden benötigten die Leser, um den mitunter schwierigen Text zu lesen. Doch all diese kleineren Schwierigkeiten wurden mit Bravour gemeistert, konstatiert Prof. Holger Helbig mit Blick auf das überaus erfolgreich verlaufene Projekt. Zu verdanken ist dies allen Lesern und Sponsoren ebenso wie den verlässlichen Partnern petemusik und Radio LOHRO. Hierfür dankten die Organisatoren allen Beteiligten und stießen mit ihnen in gemütlicher Atmosphäre im Foyer des Arno-Esch-Gebäudes mit einem Glas Sekt an.

IMG_8403_bearbAlle 368 auf dieser Seite veröffentlichten Kapitel von »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage« werden auch in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin zur Verfügung stehen. Ein Hörbuch des Leseprojekts wird es hingegen leider nicht geben.
Die Uwe Johnson-Gesellschaft bedankt sich an dieser Stelle bei Schirmherr Harry Glawe, Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern, dem Suhrkamp Verlag, der Johannes Fries GmbH & Co. KG, der Hansestadt Rostock, der Universität Rostock, der anderen Buchhandlung und natürlich allen Lesern und ›Sponsoren des Tages‹ sowie allen Hörern von »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage«.


 »Last and Final«

19680820Am 20. August 2015 endet das Leseprojekt »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage«. Am frühen Morgen um kurz nach 9:00 Uhr wird das letzte Kapitel, gelesen von Antje Simon, aus Uwe Johnsons Jahrhundertroman auf LOHRO 90,2 zu hören sein, ab 10:00 Uhr steht es wie gewohnt auf unserer Projekthomepage zur Verfügung.
Den erfolgreichen Abschluss des Leseprojekts werden wir am Abend des 20. August 2015 zusammen mit den geladenen Leserinnen und Lesern sowie weiteren Gästen ab 19:30 Uhr im Hörsaal 1 des Arno-Esch-Gebäudes (Ulmenstraße 8, 18057 Rostock) gebührend feiern.
Zusammen wollen wir zurückblicken auf die Entwicklung von »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage«, von der ersten Idee bis zum letzten gelesenen Satz des Romans. Nachdem ein Jahr lang jeden Tag ein Kapitel der Jahrestage im Radio auf LOHRO 90,2 und auf unserer Projekthomepage zu hören war, möchten wir vor allem aber mit den 368 Leserinnen und Lesern sowie den noch zahlreicheren Hörerinnen und Hörern auf das Gelingen dieses großen Vorhabens anstoßen und ins Gespräch kommen. Sie alle haben entscheidend dazu beigetragen, dass das Projekt so erfolgreich verlaufen ist.
Es würde uns sehr freuen, Sie zu dieser Veranstaltung begrüßen zu dürfen. Hierzu melden Sie sich bitte bis zum 19. August 2015 unter der E-Mail-Adresse stefanie.kohl2@uni-rostock.de oder unter der Telefonnummer 0381 4982546 an.


»Das Uwe-Johnson-Puzzle«

Hennings_NDR-KulturBereits Anfang Juni sendete NDR Kultur ein fast einstündiges Feature von Alexa Hennings über die Bekanntheit und Bedeutung Uwe Johnsons in seiner Heimat Mecklenburg. Dabei sprach sie mit Zeitzeugen, Kulturvertretern und Bewohnern aus Mecklenburg, Johnson-Begeisterten und solchen, denen der Autor nur vom Namen her bekannt war. Ebenfalls dabei das Leseprojekt »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage«: Am 27. Mai 2015 begleitete Alexa Hennings einen Aufnahmetag im Tonstudio petemusik und sprach dabei mit der Leserin Sylvia Spohn und mit den Organisatoren des Projekts. Auch Ausschnitte weiterer Leserinnen und Leser sind zu hören. Neben dem Beitrag ist jetzt auch das Manuskript zur Sendung verfügbar; wer den Beitrag verpasst hat, kann ihn nachhören und/oder -lesen unter http://www.ndr.de/ndrkultur/epg/Kulturforum-Uwe-Johnson-Puzzle,sendung386290.html.


 »Mit den Augen Cresspahls«

19680419aNach 244 Tageskapiteln und gut eintausend Seiten endet der zweite Band der Jahrestage mit dem Datum des 19. April 1968. Zwei Drittel des Romanjahres sind erzählt.
Bevor man mit dem dritten Band startet, lohnt jedoch ein erneuter Blick in den zweiten Band. An dessen Ende befindet sich ein als »Anhang: Mit den Augen Cresspahls« ausgewiesener Text. Die Leser der Erstausgabe erfahren im Klappentext, dass es sich hierbei um ein »vorläufiges Register zu einigen Personen der ersten beiden Bände« handelt. Zustande kam es auf Wunsch von Johnsons Verleger, Siegfried Unseld. So berichtet es Johnson seinem Kollegen und Freund Max Frisch am 10. August 1971. Unseld habe wohl oft nicht gewusst, »wer da nun wieder auftrat als Tierarzt, und wollte sich an dessen Einführung vor bloss zweihundert Seiten nicht erinnern«. Johnson kam dem Wunsch seines Verlegers nach, fertigte aber weit mehr als nur ein bloßes Register an. Vielmehr wechselt Johnson in diesem Anhang die Erzählperspektive und lässt den 61-jährigen Heinrich Cresspahl seiner Tochter Gesine »Auskünfte [g]eben unter den Umständen des Jahres 1949«. Mehr als 50 Figuren werden »mit den Augen Cresspahls« beschrieben und bieten auch für unseren Leser, Klaus Zimmermann, weit mehr als nur eine Zusammenfassung oder ein Anhängsel. Vielmehr enthalten die 18 Seiten viele zusätzliche Informationen zu den Figuren der Jahrestage, die man als Leser nicht einfach übergehen sollte.


Donnerstag, 29. Februar 1968

196802294 – 100 – 400 sind die drei Zahlen, die man zur Berechnung eines Schaltjahres benötigt. Um im Gregorianischen Kalender auszugleichen, dass sich die Erde nicht in exakt 365 Tagen, sondern innerhalb von 365 Tagen, 5 Stunden, 49 Minuten und 12 Sekunden um die Sonne dreht (so zumindest die Berechnung), wurde bereits im Römischen Reich am Ende eines jeden vierten Jahres ein sogenannter Schalttag eingeführt. Da das Jahr damals nicht wie heute von Januar bis Dezember, sondern von März bis Februar dauerte, fiel die Wahl des Schalttages auf den 29. Februar. Eine Ausnahme von der Schaltjahrregel bilden hingegen Säkularjahre, die, mit Ausnahme der durch 400 teilbaren, keine Schaltjahre sind. Entsprechend war das Jahr 2000 ein Schaltjahr, weil es sich durch vier (Schaltjahr), 100 (kein Schaltjahr) und 400 (Schaltjahr) teilen ließ.
Einfacher verhält es sich hingegen mit dem Jahr 1968. Es ist durch vier teilbar und damit ein Schaltjahr. Auf den 28. Februar 1968 folgte der 29. Februar 1968, sodass am heutigen 28. Februar 2015 gleich zwei Kapitel aus Uwe Johnsons Jahrhundertroman Jahrestagen zu hören sein werden: das Tageskapitel vom 28. Februar 1968, gelesen von Prof. Dr. Bernd Auerochs, sowie das des 29. Februar 1968, gelesen von Jutta Tesche.


 »Plemplem«? Vorstellung des Johnson-Jahrbuchs 21

Johnson-JahrbuchRund zwanzig Jahre musste Prof. Holger Helbig darauf warten, auf einen Vergleich zwischen der Literatur des ungarischen Autors Péter Nádas und Uwe Johnson. Anfang der 1990er Jahre besuchte er ein Seminar zu beiden Autoren im ungarischen Szeged, seitdem ist das Thema nicht wieder von der Forschung aufgegriffen worden. Mit einem Aufsatz Matthias Attigs im 21. Johnson-Jahrbuch ist es nun endlich so weit.
Am 27. Januar 2015 stellte die Uwe Johnson-Gesellschaft ihr aktuelles Jahrbuch im Orgelsaal der Hochschule für Musik und Theater (HMT) vor. Vor vierzig anwesenden Gästen klärte Prof. Holger Helbig eingangs auf, warum die Vorstellung dieses Mal erst zu Beginn des neuen Jahres stattfand – es lag an wenigen Zentimetern Stoff. Schon im Dezember war das Jahrbuch fertig gedruckt, in Folie verpackt und die ersten Exemplare verschickt. Und dann das: Es fehlte das Lesebändchen, das Holger Helbig bei der letzten Jahrbuchvorstellung für jedes folgende Jahrbuch versprochen hatte. 600 Exemplare mussten von Folie befreit werden, 600 Lesebändchen per Hand eingeklebt, das Buch erneut verpackt und verschickt werden. So ist es im Handel seit Mitte Januar erhältlich; mit Lesebändchen. Auf 285 Seiten finden sich u. a. Vorträge der 3. Internationalen Uwe Johnson-Tagung, die im Mai 2014 in der Hansestadt stattfand, die beeindruckende Analyse eines Jahrestage-Kapitels, ein Prosatext des Uwe Johnson-Förderpreisträger 2013, Matthias Senkel, und eine Rede Kathrin Schmidts, die 2009 den Deutschen Buchpreis erhielt. Insbesondere die letztgenannten beiden Texte, aber auch der Aufsatz über Nádas und Johnson sowie zwei Nachrufe stünden dabei für den Einfluss, den Literatur auf das eigene Leben haben kann, so Prof. Holger Helbig.
22Dass ein Beitrag des Leseprojektes »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage« im 21. Johnson-Jahrbuch nicht fehlen darf, ist selbstverständlich. Dass es den Abschluss des Buches bildet, zeigt an, dass das Leseprojekt über das Jahr 2014 hinausreicht. Und so konnten Stefanie Kohl und Paul Onasch am Abend des 27. Januar den abgedruckten Beitrag bereits aktualisieren und informierten darüber, dass nur noch gut zwanzig Kapitel einzulesen sind. Dass die 161 bis zum 27. Januar 2015 ausgestrahlten Jahrestage-Kapitel bereits 1.373 Sendeminuten füllen, zeige zudem, welche Dimensionen dieses Mammutprojekt umfasst. Das aktuelle Tageskapitel vom 27. Januar 1968 hörten sich dann Referenten wie Gäste an, bevor Stefanie Kohl und Paul Onasch einen Ausblick gaben, was in den nächsten sieben Monaten, bis zum Abschluss des Projektes am 20. August 2015, noch folgen wird.
Bei eben jenem Kapitel aus Uwe Johnsons Jahrestagen vom 27. Januar 1968 setzte auch Dr. Katja Leuchtenberger, die stellvertretende Leiterin der Arbeitsstelle »Uwe Johnson-Werkausgabe«, an und zeigte, was mit den Werken, Briefen und Schriften Uwe Johnsons in den kommenden 24 Jahren geschehen wird. Besonders beeindruckt zeigten sich die Zuschauer dabei von den Möglichkeiten der digitalen Ausgabe, die es neben dem klassischen Buch mit einer historisch-kritischen Ausgabe geben wird. Anhand von Zeitungsausschnitten konnte dabei hautnah die Quellenarbeit eines der bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur verfolgt werden, bis hin zur Übersetzung von »go a little batty themselves sometimes« mit »sind des öfteren ein wenig plemplem«.
Zum Abschluss wurde bei einem Glas Sekt und einem kleinen Snack auf das neue Jahrbuch angestoßen und viel über Uwe Johnson, die Werkausgabe und das Projekt »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage« gesprochen.


Die Internationale Woche – 8. Dezember bis 14. Dezember

19671214In der Woche vom 8. bis 14. Dezember 2014 zelebrieren wir im Rahmen unseres Leseprojekts, dass der Autor Uwe Johnson Mecklenburg weit über seine Grenzen hinaus bekannt gemacht hat. Weltweit beschäftigen sich Germanisten mit seiner Literatur und damit auch mit unserem Bundesland. Im Rahmen einer Internationalen Woche hören Sie an sieben Tagen die Stimmen von Uwe Johnson-Forschern und -begeisterten aus den verschiedensten Teilen der Welt. Während der 3. Internationalen Uwe Johnson-Tagung, Von Zeit zu Zeit lese ich alles noch einmal. Uwe Johnson und der Kanon, die im Mai dieses Jahres stattfand, gaben einige der Vortragenden und Gäste dem Projekt »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage« ihre Stimme. Neben der Leiterin des Max Frisch-Archivs in Zürich traten auch Professoren und Dozenten aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Schweden und Italien ans Mikrofon, um die Kapitel mit ihrer eigenen Interpretation zu beleben. Um dieser Woche besonderen Ausdruck zu verleihen, übernimmt Prof. Holger Helbig die An- und Abmoderationen der Tageskapitel bei der Ausstrahlung auf dem lokalen Radiosender LOHRO.


»Frühe Vögel«

»– Ich mag nicht was nun folgt: sagt Marie: Kannst du es nicht ändern?«
So, und nicht anders beginnt das morgige Tageskapitel vom 15. November 1967. Es ist eines der Kapitel aus Uwe Johnsons Jahrestagen, in denen die Reflexion über das zu Erzählende im Zentrum steht, und nicht zuletzt deshalb ist es das Lieblingskapitel des aktuellen Uwe Johnson-Förderpreisträgers, Matthias Senkel aus Leipzig. Im Jahr 2013 erhielt er diesen Preis für seinen Debütroman Frühe Vögel, dessen Geschichte sich, so heißt es in der Begründung der Jury, ganz »im Sinne von Uwe Johnson […] ihre Form« sucht; eine Form, die zwischen Fiktionalem und Dokumentarischem changiert.
Den persönlichen Kontakt zu Matthias Senkel konnten wir im Januar 2014 im Rahmen der Vorstellung des 20. Johnson-Jahrbuchs im Haus des Buches in Leipzig herstellen. Im Juli luden wir ihn in Kooperation mit dem Kornhaus Bad Doberan zu einem Literaturabend in die Münsterstadt ein, wo er neben eben jenem Lieblingskapitel einen Text vortrug, der in Kürze im aktuellen Johnson-Jahrbuch erscheinen wird. Dass wir Matthias Senkel darüber hinaus davon überzeugen konnten, im Rahmen dieses Leseprojektes sein Lieblingskapitel einzulesen, freut uns um so mehr.
Morgen früh um 8:00 Uhr wird Matthias Senkel bei Radio LOHRO unter anderem Gesines Antwort auf die Frage der Tochter geben, »Kannst du es nicht anders erzählen?« Ab 10:00 Uhr kann das Kapitel wie gewohnt hier nachgehört werden.


Uwe Johnson und das Rostocker Volkstheater

19670926»Obwohl für die nächste Zeit mildere Tage vorausgesagt sind, war doch ein Hauch von Herbst in der Luft. Und er war nicht allen willkommen. […]« Eins zu eins ließe sich diese Beschreibung auf die Hansestadt Rostock im Jahr 2014 übertragen. Es handelt sich jedoch um New York, im September 1967. Mit diesen Worten wird Sewan Latchinian, der Intendant des Rostocker Volkstheaters, am kommenden Freitag sein Jahrestage-Kapitel beginnen; zu hören um kurz nach 9:00 Uhr auf Radio LOHRO und ab 10:00 Uhr hier auf der Projekthomepage.
Sewan Latchinian absolvierte ein Schauspielstudium in Berlin und erhielt danach Engagements am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin und am Deutschen Theater Berlin. Im Anschluss daran arbeitete er als Regisseur u. a. an den Schauspielhäusern Dortmund, Düsseldorf und Leipzig sowie am Deutschen Theater in Berlin und am Münchner Volkstheater. Ab 2004 war er Intendant der Neuen Bühne Senftenberg und ist seit kurzem in derselben Funktion in Rostock tätig.
Der überzeugte Johnson-Leser ist stolz darauf, dass derzeit allen Johnson- und Theaterbegeisterten ein besonderes Highlight am Rostocker Volkstheater geboten werden kann: Ganze neun Stunden und drei Aufführungen dauert der Stapellauf für die neue Spielzeit, wobei Uwe Johnson anlässlich des Jubiläumsjahres natürlich nicht fehlen darf. Sein Roman Ingrid Babendererde steht in der Bühnenfassung von Holger Teschke im wahrsten Sinne des Wortes im Zentrum des Stapellaufs, der am vergangenen Wochenende Premiere feierte und noch mehrfach wiederholt wird. Wer nur Johnsons Erstling sehen möchte, kann dies u. a. am 1. Oktober um 18:00 Uhr tun.


»Lange Wellen treiben schräg gegen den Strand«

Ein Hörsaal voller LeserNach vielen Monaten intensiver Arbeit ging es am Mittwoch, dem 20. August, endlich los: Das erste Tageskapitel der Jahrestage, das Chapter without a date, wurde gesendet. Nachdem Rostockerinnen und Rostocker über Monate hinweg ihr Tageskapitel aus Uwe Johnsons Roman bei petemusik und in der Musikwerkstatt von Sebastian Wirth eingelesen hatten, kann man sie nun hören, in Rostock, Deutschland und der Welt – auf Radio LOHRO 90,2.
Am Morgen des 20. August stellte eine zweistündige Sondersendung bei Radio LOHRO den Roman und seinen Autor sowie die Uwe Johnson-Gesellschaft näher vor, und machte Lust darauf, mehr über das Projekt und die Leute dahinter zu erfahren. Nachdem das erste Kapitel der Jahrestage gesendet war, gaben Paul Onasch, Ole Landschoof und Martin Reimer live im Studio Auskunft zu allem, was es über Uwe Johnson und seine hiesigen Leser zu wissen gibt.
Am Abend folgte eine Festveranstaltung im Arno-Esch-Hörsaalgebäude der Universität Rostock. Die Moderatoren Stefanie Kohl und Paul Onasch blickten auf die vergangenen zwölf Monate zwischen Bekanntmachung und Ausstrahlungsbeginn zurück und warfen auch einen Blick auf die kommenden zwölf Monate, in denen täglich ein Kapitel aus den Jahrestagen ausgestrahlt wird.
Der Leser des Chapter without a date, Dr. Erwin Kischel im Interview mit Paul OnaschProtagonisten und Gratulanten kamen zu Wort. Dr. Michaela Selling stellte als Vertreterin der Hansestadt Rostock die gute Partnerschaft mit der Uwe Johnson-Gesellschaft und ihre Bewunderung für das Engagement des Projektteams heraus. Prof. Holger Helbig sprach über Unmöglichkeiten des Projektes: 366 Leser finden, sie reibungslos koordinieren und qualitativ gute Tonspuren zu produzieren, sind nur einige davon. Ralph Kirsten sprach stellvertretend für Radio LOHRO über die Freuden, aber auch die Herausforderungen, vor die sich das Lokalradio nun gemeinsam mit dem größten Literaturprojekt unseres Bundeslandes gestellt sieht.
Der Leser des ersten Kapitels, Dr. Erwin Kischel, war am Abend selbstverständlich vor Ort und erklärte im Interview, was ihn bewogen hat, sich am Projekt zu beteiligen und warum er gerade das einleitende Kapitel der Jahrestage lesen wollte.
Ein Imbiss mit Getränken im Anschluss an das Programm gab den 150 anwesenden Leserinnen und Lesern die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das gesellige Kennenlernen dauerte bis in den späten Abend an.


Informationen zur Ausstrahlung

Lohro_Aufkleber_100mm_neu-800x800Am 20. August 2014 fällt der Startschuss für die Ausstrahlung von Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage.
Wochentags wird das jeweilige Tageskapitel in der Stunde zwischen 9:00 und 10:00 Uhr, am Wochenende zwischen 8:00 und 9:00 Uhr auf Radio LOHRO ausgestrahlt werden. Erreichbar ist Radio LOHRO in Rostock auf UKW 90,2 MHz oder aber im Livestream.
Jeweils um 10:00 Uhr wird das entsprechende Tageskapitel auf dieser Homepage freigeschaltet werden. (Eine Ausnahme bildet lediglich das Chapter without a date, das im Rahmen unserer Veranstaltung zum Ausstrahlungsbeginn am 20. August 2014 ab 19:30 Uhr im Arno Esch-Gebäude freigeschaltet werden wird.) Selbstverständlich stehen Ihnen hier auch alle Tageskapitel zur Verfügung, die bereits ausgestrahlt wurden.
Für die technische Gewährleistung erfolgt in den kommenden Tagen eine Umstellung dieser Homepage, die für Sie jedoch mit keinerlei Veränderungen verbunden sein wird.
Aus Anlass des Projektsstarts sendet Radio LOHRO zwei Sondersendungen:

  • Am Sonntag, 17. August 2014, steht die wöchentliche Literatursendung von 18:00 bis 19:00 Uhr ganz im Zeichen von Uwe Johnson und dem Projekt Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestagen.
  • Die Ausstrahlung des Chapter without a date am 20. August 2014 ab 9:00 Uhr ist eingebettet in eine knapp zweistündige Sondersendung mit einer Einführung in das Projekt aber auch die Jahrestage Uwe Johnsons.

Es geht los: Veranstaltung zum Ausstrahlungsbeginn

big_34321559_0_230-307In den vergangenen zwölf Monaten haben Rostocker Bürgerinnen und Bürger sowie etliche andere Johnson-Begeisterte die Jahrestage eingelesen. Einige von Ihnen haben selbst mitgelesen oder mitgeholfen, andere werden davon gehört und gelesen haben. Am 20. August 2014 wird das »Chapter without a date«, zu hören sein. Das Lokalradio LOHRO strahlt von diesem Tag an die Lesung täglich aus, wir schalten das jeweilige Kapitel auf unserer Projekthomepage frei. Ein Jahr lang wird Rostock dann hör- und sichtbar Jahrestage lesen.
Beides ist ausreichend Grund zu feiern: die bisher geleistete Arbeit und der Umstand, dass das Ergebnis nun sichtbar wird. Dazu möchten wir sie am 20. August 2014 um 19:30 Uhr in den Hörsaal 1 des Arno Esch-Gebäudes (Ulmenstraße 8, 18057 Rostock) einladen.
An diesem Abend wollen wir auf die Zeit der Vorbereitung zurückblicken und berichten, was man mit 366 Lesern alles erleben kann. Und wir möchten einen Blick in die Zukunft werfen und vorstellen, wie wir uns die nächsten 366 Tage vorstellen: täglich Johnson hören.
Im Anschluss gibt es einen kleinen Imbiss.
Wir würden uns freuen, Sie zu dieser Veranstaltung begrüßen zu dürfen. Bitte teilen Sie uns bis zum 8. August 2014 unter der E-Mail-Adresse stefanie.kohl2@uni-rostock.de oder telefonisch unter 0381 4982546 mit, wenn Sie planen, an der Veranstaltung teilzunehmen.


Radio-Ausstrahlung ab dem 20. August 2014 bei LOHRO

big_34321339_0_235-235Am 20. August 2014 wird das erste Kapitel der Jahrestage, das »Chapter without a date«, zu hören sein. Im Radio werden von diesem Tag an alle eingelesenen Kapitel über ein Jahr hinweg vom Lokalradio LOHRO ausgestrahlt werden.
Erreichen können Sie LOHRO in Rostock unter der Frequenz 90,2 MHz oder aber als Livestream. Die genauen Sendezeiten werden wir Ihnen in den nächsten Tagen bekanntgeben, wir arbeiten derzeit an den letzten Feinheiten.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit LOHRO. In den nächsten 366 Tagen werden die Jahrestage so im Rundfunk zu hören sein.


Wirtschaftsminister Harry Glawe übernimmt Schirmherrschaft

Harry Glawe34232638, Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus des Landes Mecklenburg-Vorpommern, übernimmt die Schirmherrschaft für das wohl außergewöhnlichste Literaturprojekt unseres Bundeslandes: »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage«.
Der Minister möchte unterstützen, dass »Uwe Johnson als Sohn unseres Bundeslandes, dessen Geschichte und Akteure sein Werk geprägt haben, in Form des von der Uwe Johnson-Gesellschaft initiierten Literaturprojektes« geehrt und gewürdigt wird. »Es lohnt sich, einen der bedeutendsten Schriftsteller unseres Landes weiter kennenzulernen oder auch neu zu entdecken. Das Literaturprojekt ist eine hervorragende Idee, auf das Schaffen Uwe Johnsons aufmerksam zu machen«, betonte Wirtschaftsminister Harry Glawe. Der Minister dankte allen Beteiligten für ihr Engagement bei dem Projekt.
Die Uwe Johnson-Gesellschaft freut sich über die Unterstützung des Wirtschaftsministers. »Mit der Schirmherrschaft werden die wirtschaftliche und touristische Bedeutung, die Johnson und sein Werk für unser Bundesland haben, anerkannt«, sagte Prof. Holger Helbig, Inhaber der Uwe Johnson-Professur an der Universität Rostock und Leiter des Projekts. »Kurz vor Beginn der Ausstrahlung der Lesung ist das ein gutes Zeichen.«


ESL-Abend mit Matthias Senkel im Kornhaus Bad Doberan

big_34064347_0_300-169Uwe Johnson hätte am 20. Juli seinen 80. Geburtstag begangen. Die Uwe Johnson-Gesellschaft und das Kornhaus Bad Doberan laden aus diesem Anlass am 3. Juli um 19:30 Uhr zu einem hochkarätigen Literaturabend ein.
Zunächst präsentiert Paul Onasch das kurz vor seinem erfolgreichen Abschluss stehende Literaturprojekt »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage«. Sodann wird Matthias Senkel, Gewinner des Uwe-Johnson-Förderpreises 2013, einen Auszug aus den Jahrestagen sowie einen Abschnitt seines Romans Frühe Vögel lesen.
Käte Walter, Kommilitonin und Bekannte Johnsons, wird einen Johnson-Auszug vorstellen, in dessen Zentrum Rerik steht. Abschließend laden Onasch, Senkel und Walter zu einer Gesprächsrunde, in der sie literarische, aber auch persönliche Bezüge zu Johnson und seinem Werk herstellen. Durch den Abend führt Ronald Richardt vom Kornhaus Bad Doberan.

Der Eintritt beträgt 6 €, ermäßigt 3 €.


Eine Internationale Woche und nur noch 32 freie Tageskapitel

big_33875145_0_200-300Alle (zwei) Jahre wieder treffen sich in der Hansestadt Rostock Johnson-Forscher aus aller Welt, um sich über einen der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhundert auszutauschen. In diesem Jahr trafen sich vom 22. bis 25. Mai gut hundert Johnson-Leser mit zwanzig Referenten, um über Uwe Johnson und der Kanon ins Gespräch zu kommen.
Das Team von »Eine Stadt liest Uwe Johnsons Jahrestage« nutzte diese außergewöhnliche Dichte an Johnson-Liebhabern, um eine Internationale Woche zu realisieren.  Parallel zur Tagung setzen sich am Donnerstag und Samstag sieben Gäste aus den USA, Großbritannien, Italien, Schweden, Belgien, der Schweiz und Japan, im Tonstudio die Kopfhörer auf und lasen ein Tageskapitel aus den Jahrestagen ein.
Unter ihnen war Margit Unser, die seit sechs Jahren das Max Frisch-Archiv in Zürich leitet. Ihr Kapitel beginnt mit den Worten: »8. Dezember, 1967 – Freitag – Liebe Marie. Ich erzähle deinem Tonband von heute.« Die Darstellung der New York-Ebene, die auf den nächsten vier Seiten folgt, fasziniert Margit Unser besonders an den Jahrestagen: »Johnson gelingt es nicht nur, seine Faszination für diese großartige Stadt überspringen zu lassen, sondern wir als Leser gewinnen auch einen Eindruck, wie das Leben in New York Mitte der 1960er Jahre war.« Das Resultat aller sieben Lesungen  können Sie in der Woche vom 8. bis 14. Dezember 2014 am Radio mitverfolgen.

Internationale_Lesung_2Einen weiteren Höhepunkt der 3. Inter-nationalen Uwe Johnson-Tagung bot die Internationale Lesung am Samstagabend. Neben einer Vorstellung des Leseprojekts für die Tagungsgäste durch Stefanie Kohl lasen Céline Letawe aus Lüttich und Gary Lee Baker aus Granville, Ohio, ihr Lieblingskapitel aus den Jahrestagen vor.

Dass Céline Letawe, die über den Briefwechsel zwischen Uwe Johnson und Max Frisch promoviert hat, den 21. August 1967 auswählte, war naheliegend: Das erste datierte Tageskapitel der Jahrestage enthält gleich drei Mal die Wendung »Ich stelle mir vor« aus Frischs 1964 veröffentlichtem Roman Mein Name sei Gantenbein. Gary Lee Baker dagegen ist fasziniert von Johnsons Darstellung der ›Übergangszeit‹ im dritten Band der Jahrestage. Exemplarisch hierfür steht der 26. April 1968 mit der Darstellung der Konflikte zwischen dem sowjetischen Stadtkommandanten K. A. Pontij und dem von ihm eingesetzten Bürgermeister Heinrich Cresspahl.

Zum Abschluss sorgte Stefanie Kohl für ein lautes Raunen im Publikum. Nur noch 32 freie Tageskapitel warten auf einen Leser. Und knapp die Hälfte der vergebenen Tageskapitel sind schon im Tonstudio eingelesen worden. Ein Ende ist also in Sicht, aber noch kann man sich anmelden.

Auch Sponsoren für einzelne Tage werden noch gesucht. Wie bei den Lesenden setzen wir darauf, dass möglichst viele mitmachen. Auch diese Form der Unterstützung hilft und freut uns sehr.


Hören Sie ‘rein!

Ab sofort haben Sie unter Hörproben die Möglichkeit, sich erste Aufnahmen der Jahrestage-Lesung aus dem Tonstudio anzuhören. So wie die Didaktikdozentin Kathrin Philipp, der Richter Sören Gemes und der Musikproduzent Peter Grützmann es bei petemusik vorgemacht haben, kann es sich auch bei Ihnen anhören.